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Der Forschungsnewsletter zum Mittelstand

– ein kostenloser Service des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Ausgabe 4/2021 / 17. Dezember 2021

Inhalt

  ➜ Editorial
  ➜ Für Resilienz gibt es kein Patentrezept
  ➜ Der Einfluss der Pandemie auf das Gründungsgeschehen verringert sich
  ➜ Beteiligungsfinanzierte Unternehmen entwickeln sich positiv
  ➜ Datennutzung zu Forschungszwecken
  ➜ Aktualisierte IfM-Statistiken
  ➜ Aktuelles aus dem IfM Bonn

Editorial

Foto Prof. Dr. Welter Liebe Abonnentinnen, liebe Abonnenten,

die neue Regierung hat sich im Hinblick auf den Klimaschutz ehrgeizige Ziele gesetzt. Dies wird den Mittelstand in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellen. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich bereits aufgrund ihrer eigenen Wertehaltung gegen den zunehmenden Klimawandel, wie eine laufende Studie unseres Institutes zeigt. Unabhängig davon stehen die mittelständischen Unternehmen im kommenden Jahr 2022 weiterhin vor der Abfederung bzw. der Bewältigung der Pandemiefolgen. Im Folgenden erfahren Sie, warum es für Resilienz kein Patentrezept gibt.

Ich wünsche Ihnen schöne und erholsame Weihnachtstage sowie einen guten Start in das Jahr 2022

Ihre

Prof. Dr. Friederike Welter
Präsidentin des IfM Bonn


Für Resilienz gibt es kein Patentrezept

In jedem Unternehmen gibt es eine Reihe von Faktoren, die es im Falle einer Krise stärken – oder schwächen. Resilienz ist jedoch kontextabhängig: Im unerwarteten Krisenfall hängt sie davon ab, welche Voraussetzungen ein Unternehmen mitbringt, über welche Handlungsspielräume es verfügt und wie diese genutzt werden. Daher hängt es auch maßgeblich von der Unternehmerperson und ihrem Handeln ab, wie das Unternehmen eine plötzliche Störung bewältigt. Es gibt daher kein allgemein gültiges Patentrezept, wie Unternehmen resilient werden können.

Anpassungsfähige Geschäftsmodelle helfen

Gleichwohl lassen sich Faktoren identifizieren, die sich in einer Krisensituation als hilfreich erweisen können. Anhand der Corona-Pandemie zeigt die Studie "Resilienz von Unternehmen: Einflussfaktoren in der Corona-Pandemie" auf, dass sich ein hoher Digitalisierungsgrad, aber auch die grundsätzlichen Möglichkeiten der Digitalisierung sowie der Diversifikation und Innovation des Geschäftsmodells als vorteilhaft erweisen.

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Der Einfluss der Pandemie auf das Gründungsgeschehen verringert sich

Weder der zweite Lockdown ab November 2020 noch der dritte Lockdown ab April 2021 haben das Gründungsgeschehen im gewerblichen Bereich so verlangsamt wie der erste Lockdown im Frühjahr 2020. Gleichwohl lagen die Gründungsaktivitäten im 1. Halbjahr 2021 unter dem Vorpandemie-Niveau – nur im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in den Finanz-/Versicherungsdienstleistungen zeigten sich in den ersten 6 Monaten dieses Jahres deutliche Zuwächse gegenüber dem ersten Halbjahr 2019.

Monatliche Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen (2017-2021)

Monatliche Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen (2017-2021)

Keine Unternehmensschließungswelle erwartet

Bis in den Sommer 2021 hinein lag die Anzahl der gewerblichen Unternehmensaufgaben deutlich unter dem Vorpandemieniveau. Da die Mehrzahl der Unternehmen im Herbst 2021 ihre Geschäftstätigkeit weitgehend ohne pandemiebedingte Einschränkungen nachgehen konnte und die Unterstützungsmaßnahmen fortgesetzt werden, ist auch im zweiten Halbjahr nicht mit einer Unternehmensschließungswelle zu rechnen. Allerdings besteht die Gefahr, dass Engpässe bei Vorprodukten und Arbeitskräften sowie Preissteigerungen einige Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen.

Monatliche Anzahl der gewerblichen Unternehmensaufgaben (2017-2021)

Monatliche Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen (2017-2021)

Das Hintergrundpapier "Gewerbliche Existenzgründungen und -aufgaben im ersten Halbjahr 2021 – Die Auswirkungen der Pandemie schwächen sich weiter ab" finden Sie ebenso wie die statistischen Daten zur generellen Gründungssituation in Deutschland auf der Internetseite des IfM Bonn.

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Beteiligungsfinanzierte Unternehmen entwickeln sich positiv

Unternehmen, die mit Beteiligungskapital finanziert werden, entwickeln sich nicht nur positiv, sondern sie übertreffen bei zentralen Kennzahlen auch Vergleichsunternehmen ohne Beteiligungskapital. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Beteiligungskapital im Mittelstand – Analyse der Entwicklung beteiligungsfinanzierter Unternehmen" des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Für die Studie waren die Jahresabschlusskennzahlen von 92 Portfoliounternehmen analysiert und mit Kontrollgruppe verglichen worden.

Stärkeres Umsatzwachstum und positive Beschäftigungsentwicklung

Die mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen verzeichnen ein deutliches Umsatz- und Beschäftigungswachstum: So konnte rund jedes dritte Portfoliounternehmen seinen Umsatz um mindestens 25 % steigern. Das Beschäftigungswachstum lag in den ersten drei Jahren nach dem Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft mit insgesamt 13 % deutlich über dem Anstieg der Vergleichsgruppe.

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Datennutzung zu Forschungszwecken

Daten, die das IfM Bonn selbst erhebt, können von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen kostenfrei zu eigenen Forschungszwecken in den Institutsräumen eingesehen und verwendet werden. Eine Nutzung für gewerbliche oder sonstige Zwecke ist dagegen nicht möglich. Mehr Informationen zum Anmeldeverfahren finden Sie hier.

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Folgen Sie uns auf Twitter

Sind Sie an tagesaktuellen Forschungsergebnissen über die ökonomische Situation im Mittelstand interessiert? Dann folgen Sie unserem Twitter-Account unter @IfM_Bonn oder auf Englisch unter @IfM_Bonn_en.

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Aktualisierte IfM-Statistiken

In den vergangenen Wochen wurden folgende Statistiken auf der Internetseite des IfM Bonn aktualisiert:

Selbstständige in den Freien Berufen
KMU im EU-Vergleich
Unternehmensbestand
Beschäftigte
Umsätze
Forschung und Entwicklung

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Vorschau:

Im Forschungsnewsletter 1/2022 können Sie u. a. lesen,

inwiefern die Digitalisierung in den kleinen und mittleren Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes vorangeschritten ist,
ob die mittelständischen Unternehmen die zunehmenden Klimaschutzanforderungen als Chance oder Risiko sehen,
wie viele Nachfolgen voraussichtlich in den kommenden 5 Jahren anstehen.

Der Newsletter wird am 18. März 2022 versandt.

Aktuelles aus dem IfM Bonn

IfM-Präsidentin auf der SME Assembly 2021

IfM-Präsidentin auf der SME Assembly 2021

Im Rahmen der SME Assembly 2021 diskutierten Prof. Dr. Friederike Welter, Prof. Dr. Ute Stephan (King’s College, Großbritannien), Prof. Dr. Alfredo De Massis (Freie Universität Bozen/Italien) und Prof. Dr. Arnis Sauka (Stockholm School of Economics, Riga/Lettland) darüber, welche Unterstützung kleine und mittlere Unternehmen auf ihrem Weg zu nachhaltigerem Wirtschaften benötigen. Nach Ansicht der IfM-Präsidentin sind auf europäischer Ebene insbesondere 3 Handlungsfelder bedeutsam dafür, dass KMU den zukünftigen Herausforderungen, wie beispielsweise mehr Klimaschutz, gerecht werden können: Ein vereinfachter Zugang zu Finanzmitteln, um in moderne Technologien investieren zu können, Bürokratieabbau und die Abschätzung der Folgen von Gesetzesinitiativen für KMU. Die Konferenz fand in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft statt.

KMU und Politik nach Corona
Was hat sich für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Zuge der Corona-Pandemie verändert? Welche Unterstützung ist hilfreich und sinnvoll, damit die Unternehmen sowohl die wirtschaftlichen Folgen als auch die Herausforderungen "Nachhaltiges Wirtschaften" und "Digitale Transformation" meistern können? Über diese und weitere Fragen diskutierten Mitte Oktober international renommierte Entrepreneurshipforscherinnen und -forscher mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Mittelstandspolitik, Wirtschaft und von der Europäischen Kommission und der OECD im Rahmen des International Roundtable on SMEs. Die einzelnen Beiträge finden Sie hier.

Erfolgreiche Teilnahme an der RENT

IfM-Präsidentin auf der SME Assembly 2021

Drei Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn wurden auf der 35. Research in Entrepreneurship and Small Business (RENT)-Konferenz in Turku/Finnland ausgezeichnet: Dr. Siegrun Brink, Dr. Susanne Schlepphorst und Prof. Dr. Friederike Welter gewannen den Best Poster Award für ihr Poster "Legitimacy of women entrepreneurs – forced to behave according to rules?". Außerdem wurde Dr. Siegrun Brink als eine von drei Preisträgern mit dem Best Reviewer Award ausgezeichnet. Daneben präsentierte Dr. Jonas Löher auf der RENT-Konferenz ein Poster zu den Forschungsergebnissen "Lending platforms on the rise: Which void are they filling for SMEs". Dr. Rosemarie Kay ging in einem Vortrag der Frage nach, wie es Unternehmerinnen gelingt, eine im Vergleich zu von Männern geführten Unternehmen schlechtere Ressourcenausstattung zu kompensieren und so zu einer vergleichbaren Unternehmensperformance zu gelangen.

Zu Gast im IfM Bonn
Als "Brittelstand" gelten in Großbritannien eigentümergeführte kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die weltweit für ihre Produktinnovationen und -qualität sowie für ihren Service geschätzt werden. Im wissenschaftlichen Forum des IfM Bonn zeigte Prof. Dr. Maksim Belitski (Henley Business School, University of Reading/Großbritannien) Ende November auf, was ein wesentliches Kennzeichen dieser Unternehmen ist. Prof. Dr. Jana Schmutzler (Universida del Norte, Barranquilla/Kolumbien) stellte Mitte November anhand der Champeta-Musik in Kolumbien dar, welche Rolle die informelle Wirtschaft in Schwellenländern spielt. Mitte Oktober gab Dr. Maribel Guerrero (Northumbria University/Großbritannien) einen Überblick über die Forschungsliteratur zu unternehmerischen Ökosystemen. Prof. Dr. Ute Stephan (Kingˈs Business School, London) zeigte Mitte September im IfM-Forum die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheit und das Wohlergehen von Unternehmerinnen und Unternehmern auf.

Im Rahmen seines Bundeskanzler-Stipendiums (Alexander von Humboldt-Stiftung) forscht Guilherme Pedretti C Lima seit Anfang Oktober am IfM Bonn. Nach seinem Studium an der Catholic University of Brasilia (Brasilien) und an der University of London (Großbritannien) war er an der School of Oriental and African Studies (SOAS).

Policy Brief: Neue Veröffentlichung
Das öffentliche Interesse an der Nachfolgethematik ist groß. Dabei wird häufig von einer größeren Anzahl an betroffenen Unternehmen ausgegangen als tatsächlich Übergaben anstehen. Dr. Rosemarie Kay zeigt in ihrem Policy Brief "Warum weniger Unternehmensnachfolgen anstehen als gemeinhin angenommen" auf, dass dies zum einen mit der unbefriedigenden Datenlage zu tun hat. Zum anderen sind hierfür aber auch eine Reihe von Fehleinschätzungen ursächlich, wie beispielsweise, dass weit weniger Unternehmen in einer dynamischen Wettbewerbswirtschaft lange genug am Markt bestehen bleiben als allgemein angenommen wird.

Neu in der Working Paper-Reihe
Neben branchen- und größenspezifischen Herausforderungen fordern sowohl die wirtschaftlichen Folgen von Corona als auch die digitale Transformation und nachhaltiges Wirtschaften den Mittelstand in den kommenden Jahren heraus. In ihrem Working Paper "Mittelstand policy after the pandemic – for a sustainable future" zeigen Prof. Dr. Friederike Welter und Britta Levering auf, wie die Wirtschaftspolitik die Unternehmen bei der Bewältigung all dieser Herausforderungen unterstützen kann.

In seinem Working Paper "Income loss among the self-employed: implications for individual wellbeing and pandemic policy measures" legt Dr. Stefan Schneck dar, dass es sich negativ auf das persönliche Wohlbefinden des selbstständigen Hauptverdieners auswirkt, wenn Selbstständigenhaushalte ihren Lebensstandard aufgrund von Krisensituationen wie der Corona-Pandemie nicht halten können.

Immer wieder wird in der Öffentlichkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen gesprochen. Diese Aussage ist jedoch ebenso problematisch wie die synonyme Verwendung von "Mittelstand" und "Kleine und mittlere Unternehmen". Die Gründe hierfür erläutern Dr. André Pahnke, Prof. Dr. Friederike Welter und Prof. Dr. David B. Audretsch (Indiana University/USA) in ihrem Working Paper "Im Auge des Betrachters? Warum wir zwischen KMU und Mittelstand differenzieren müssen" anhand von Unternehmensgröße, Eigentumsstrukturen und dem Gefühl, zum Mittelstand zu gehören.

Die Forschungsergebnisse des IfM Bonn – (inter-)national präsent
Auf dem Mittelstandstag Schleswig-Holstein Ende September referierte Dr. Rosemarie Kay über "Mittelstand nach Corona – Was kann die Wirtschaftspolitik tun".

Dr. Annette Icks präsentierte Anfang Dezember vor der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin die Ergebnisse der Unternehmensbefragung des IfM Bonn zu den Themen Antidiskriminierung und Diversity Management.

Dr. Christian Schröder hielt bei der digitalen Sitzung des BDI-Arbeitskreises Mittelstand Mitte November einen Vortrag zum Thema "Mittelstandsfinanzierung". Auf der Auftaktveranstaltung des Akzeleratorprogramms von Business Venturing an der Universität Siegen (ventUS) Anfang November in Siegen stellte er sowohl die Vorteile von Kooperationen zwischen etabliertem Mittelstand und Startups als auch die Voraussetzungen für eine solche Partnerschaft vor.

Prof. Dr. Friederike Welter zeigte Ende Oktober vor dem Mittelstandsbeirat des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums die "Herausforderungen und Perspektiven des (nordrheinwestfälischen) Mittelstands" auf. Auf dem USC Greif-Symposium on Humanistic Approaches to Entrepreneurial Learning Mitte Oktober in Los Angeles stellte sie online ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor.

Frohe Weihnachten

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