Berücksichtigung der Gründungen in den Freien Berufen
Die Gründungsstatistik des IfM Bonn ist in Hinsicht auf Zuverlässigkeit und Deckungsgrad eine der wesentlichen Datenquellen zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Da sie auf der Gewerbeanzeigenstatistik beruht, enthält sie keine Gründungen der Freien Berufe sowie anderer Bereiche, die nicht der Gewerbeordnung unterliegen. Das Ziel des Forschungsprojekts war es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Zahl der Gründungen im Bereich der Freien Berufe möglichst genau ermittelt werden kann. Dazu wurden in einem ersten Schritt vorhandene Datenquellen auf ihre Eignung geprüft. In einem zweiten Schritt wurden im Rahmen einer Pilotstudie die Daten der Finanzverwaltungen aus Nordrhein-Westfalen zur Ermittlung freiberuflicher Gründungen ausgewertet. Mit Unterstützung der Wirtschafts- und Finanzministerien des Bundes und der Bundesländer konnte das IfM Bonn Anfang des Jahres 2012 in einem dritten Schritt erstmals Zahlen zum Gründungsgeschehen in den Freien Berufen für Deutschland (ohne Sachsen) vorlegen. Im Laufe des Jahres 2012 hat das IfM Bonn nun zum ersten Mal Daten für alle Bundesländer erhalten und eine Aktualisierung der Zahlen vorgenommen.
Bevor eine neue, alle Bereiche umfassende Gründungsstatistik erstellt werden kann, ist eine weitere Erforschung der Finanzverwaltungsdaten hinsichtlich der Validität und Auswertungsmöglichkeiten erforderlich.
Deutschlandweit jede fünfte Gründung durch Freie Berufe
Nach Berechnungen des IfM Bonn entfiel im Jahr 2010 mehr als jede fünfte Gründung (21,2%) in Deutschland auf Freie Berufe. Der Anteil freiberuflicher Gründungen erweist sich in den letzten Jahren als stabil (2009: 21,6%, 2008: 22,6%). Dies ergibt jährlich gut 150.000 Gründungen. Auch für das Jahr 2011 ist eine ähnliche Größenordnung zu erwarten. In den Zahlen enthalten sind auch Gründungen im Nebenerwerb, nicht jedoch geringfügige Tätigkeiten. Pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter setzten in den Jahren 2008 bis 2010 jährlich rund 30 Freiberufler eine Gründung um.
Stadtstaaten Hamburg und Berlin bei freiberuflichen Gründungen führend
Mit hohen absoluten Gründungszahlen für Freie Berufe ragen die Flächenländer Nordrhein-Westfalen und Bayern heraus, gefolgt vom Stadtstaat Berlin. In der relativen Betrachtung erreichen die Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit rund 40% die höchsten Anteile freiberuflicher Gründungen an allen Zugängen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (knapp 30%). Berlin und Hamburg führen auch gemessen an der Gründungsintensität mit rund 70 freiberuflich Gründenden je 10.000 erwerbsfähige Einwohner das bundesweite Ranking an.