Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutieren über die Chancen und Herausforderungen bei der KI-Nutzung
Welche Chancen bietet die Künstliche Intelligenz (KI) für den Mittelstand? Welche Rahmenbedingungen begünstigen ihre Anwendung in den Unternehmen? Über diese Fragen diskutierten heute in Berlin internationale Entrepreneurshipforscherinnen und -forscher mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Mittelstandspolitik und Wirtschaft.
"Ich bin davon überzeugt, dass wir aktiv auf KMU aller Größen und Branchen zugehen müssen, um den Einsatz von KI zu fördern. Mit unserem Förderschwerpunkt 'Mittelstand-Digital' unterstützt unser Ministerium den Mittelstand, das Handwerk sowie Start-ups auf ihrem Weg zu mehr Digitalisierung und verbesserter Cybersicherheit. Das bundesweite Netzwerk der Mittelstand-Digital Zentren bietet Unternehmerinnen und Unternehmern praxisnahe Informationen, Qualifizierung und gezielte Unterstützung. Seit diesem Sommer haben wir den Fokus des Netzwerks auf KI-Nutzung und KI-Readiness gelenkt. Bereits jetzt bieten rund 100 KI-Trainer an den Innovation Hubs spezielle Unterstützung zu allen Fragen rund um den Einsatz von KI – für Einsteiger bis hin zu erfahrenen Anwendern", berichtete Holger Schlienkamp, Leiter der Unterabteilung für Mittelstandspolitik, Dienstleistungswirtschaft und Corona-Programme im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in seiner Einführung.
Die Initiativen seitens der Politik sind nach Ansicht von IfM-Präsidentin Prof. Dr. Dr. h.c. Friederike Welter außerordentlich wichtig, damit sich der Abstand zwischen den weltweiten KI-Vorreitern und den Unternehmen in Deutschland nicht weiter vergrößert. Aber auch beispielsweise im Hinblick auf die ökologische Transformation spielen KI-Anwendungen schon heute eine wichtige Rolle für die Unternehmen.
Laut einer aktuellen Befragung des IfM Bonn steigt zwar die Anzahl der Unternehmen, die Künstliche Intelligenz nutzen. Weniger als ein Drittel der befragten Führungskräfte glaubt jedoch, vom KI-Einsatz tatsächlich zu profitieren: "Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Familienunternehmen zwar seltener als manager-geführte Unternehmen KI einsetzen, weil sie stets zunächst den konkreten Nutzen hinterfragen. Diejenigen mittelständischen Unternehmen, die KI implementiert haben, profitieren jedoch nach eigenen Aussagen nicht nur im Hinblick auf höhere Produktivität, optimierte Betriebsabläufe und Servicequalität, sondern auch besonders hinsichtlich Kundengewinnung und bei der Unternehmensführung", berichtet Dr. Christian Dienes.
KI als effizienter Katalysator
Nach Untersuchungen von Prof. Dr. Heiko Bergmann (Universität St. Gallen) kann Künstliche Intelligenz maßgeblich dazu beitragen, die Folgen des Fachkräftemangels abzumildern: "Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass beispielsweise Start-ups, die KI einsetzen, weniger Mitarbeiter benötigen. Zugleich erreichen sie schneller wichtige Meilensteine, wie beispielsweise die Sicherung der Startfinanzierung." Allerdings sei es schwierig, zwischen der KI-gestützten Realisierung von Einsparpotenzialen und investorenbezogenen, angebotsseitigen Effekten zu unterscheiden, die sich aus dem Hype um KI ergeben.
Aber nicht nur in den Wirtschaftsunternehmen, sondern auch in der Entrepreneurshipforschung spielt laut Prof. Dr. Jan-Philipp Ahrens (Universität Duisburg-Essen) die KI inzwischen eine zunehmend wichtigere Rolle. So könne man beispielsweise mit Hilfe von KI berechnen, wie nachhaltig Familienunternehmen im Vergleich zu managergeführten Unternehmen sind.